Landesgeschichte aktuell Nummer 124 - November 2005


Vortrag

Mag. Julian Schreibmüller:
Die Familie Heinacher bis zu ihrer Emigration
aus Salzburg 1731/32. Familiengeschichte als Beispiel für Ursachen, Verlauf und Folgen der Protestantenvertreibung

Freitag, 11. November 2005, 19.00 Uhr, Müllnerbräu (Saal 3)
Gäste herzlich willkommen!

Der Vortrag basiert auf einer 2004 bei Univ. Prof. Dr. Heinz Dopsch am Fachbereich für Geschichts- und Politikwissenschaft eingereichten Diplomarbeit. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte der protestantischen Familie Heinacher und ihrer Emigration nach Ostpreußen während der großen Protestantenausweisung 1731/32 aus Salzburg. Doch nicht nur die Ereignisse unmittelbar vor, während und nach der Emigration sind für diese Studie von Interesse.
Die Familie Heinacher soll von ihrem ersten fassbaren Auftreten in Salzburg bis zu ihrer unfreiwilligen Auswanderung aus dem Salzburger Pongau beleuchtet werden. Dabei spielen neben dem Versuch, eine Familienchronik zu erstellen, vor allem wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Aspekte eine bedeutende Rolle.Lebensverhältnisse und wirtschaftliche Bedingungen eines Bauern im Erzstift Salzburg vom 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert stehen ebenso im Mittelpunkt des Interesses wie die religionsgeschichtlichen Ereignisse dieser Zeit.
Ziel ist es, eine Familiengeschichte vor dem umfassenden gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Hintergrund jener Zeit zu schaffen.
Der Vortragende: Mag. phil. Julian Schreibmüller, geb. 1979, Studium der Geschichte und gewählter Fächer an der Universität Salzburg. Derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsabteilung für Koptologie und Ägyptenkunde der Universität Salzburg.


Salzburger Schätze aus Privatbesitz

Die Freunde der Salzburger Geschichte stellen aus

Sonderausstellung im Salzburger Barockmuseum aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Vereines „Freunde der Salzburger Geschichte“ von 6. bis 27. November 2005

Seit 25 Jahren ist der Verein „Freunde der Salzburger Geschichte“ ein Podium für alle historisch Interessierten und bietet mit seinen Führungen, Vorträgen und Exkursionen ein breites Spektrum historischen Wissens über Salzburgs Vergangenheit. 25 Jahre sind ein Grund zu feiern und die erfolgreiche Tätigkeit des Vereins mit seinen rund 1150 Mitgliedern nicht nur in Publikationen zu dokumentieren. In Kooperation mit dem Salzburger Barockmuseum wird daher unter dem Motto „Salzburger Schätze aus Privatbesitz“ eine große Jubiläums-Ausstellung mit Gegenständen aus dem Eigentum von Vereinsmitgliedern gezeigt, die – mit wenigen Ausnahmen – noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren.
Das historische Interesse der „Freunde“-Mitglieder beschränkt sich nicht nur auf Wissen und Informationen über die Geschichte von Stadt und Land Salzburg. Es zeigt sich auch in einer Leidenschaft für Gegenstände, die unsere Vergangenheit in Form eines Kunstwerkes, einer Urkunde, eines Buches oder Ähnlichem dokumentieren. Das muss nicht gleich immer „Sammelleidenschaft“ sein, sondern es ist vielfach die Freude an Dingen, die ein Stück Salzburger Geschichte bedeuten. Die Ausstellung stellt daher auch nicht die Sammlung eines Einzelnen oder von Topsammlern vor, sie möchte durch eine äußerst große Vielfalt neues Interesse an Salzburgs Vergangenheit wecken.
Alle in der Ausstellung gezeigten Objekte haben Salzburger Provenienz oder einen Bezug zu Salzburg in seinen ehemaligen Grenzen. Der Zeitraum der ausgestellten und nach Sachgebieten präsentierten Gegenstände reicht vom Mittelalter bis zum Ende des Erzstiftes (1803). Ausnahme ist ein bislang unpublizierter eigenhändiger Brief von Constanze Mozart (1762–1842) aus ihren letzten Lebensjahren. Dieser zählt ebenso zu den herausragenden Objekten der Ausstellung, wie etwa der „Spieltisch“ von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, zwei hochwertige „Bergkristallkreuze“ um 1600 und zwei Bozzetti „Maurus und Placidius“ von Meinrad Guggenbichler um 1700 (die ausgeführten Skulpturen befinden sich in der Stiftskirche Mondsee).
An hochwertigen Skulpturen werden unter anderem ein Kruzifix mit einem Corpus aus Buchsbaumholz (um 1600), eine „Weibliche Heilige“ (Barbara?) aus der Werkstatt des Hans Waldburger aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, ein spätgotisches Kopfreliquiar eines Bischofs sowie ein färbig gefasstes Relief, das Erzbischof Leopold Anton Freiherrn von Firmian (1727–1744) darstellt, gezeigt.
Auch schöne Gebrauchsgegenstände und Waffen sind in der Ausstellung vertreten, wie ein „Trestererkostüm“, seltene Steinbockdosen aus dem 18. Jahrhundert, eine Partisane der erzbischöflichen Trabantengarde, zwei Radschlossgewehre und ausgewählte Werke der Salzburger Hafnerkunst.
Unter den seltenen Druckwerken und Handschriften sind besonders erwähnenswert das Buch „PROCESSUS“ von 1626, eine ausgesprochene Rarität mit einer gestochenen Karte des „Salzrevieres zwischen Hallein, Berchtesgaden und Reichenhall“ und die handgeschriebene „Chronik der 95 Herrschaften“ mit kolorierten Wappenminiaturen aus der ersten Hälfte des 15. Jhs. Es sind aber auch viele andere seltene Salisburgensien zu sehen, darunter drei der frühesten in Salzburg gedruckten Bücher aus der Presse des ersten Salzburger Buchdruckers Hans Baumann („Bergwerksordnung“ 1551, „Pestilenzbüchlein“ des Ägidius Karl 1554 und „Libellus agendarum“ 1557). Auch Raritäten der Literatur über die Emigration der Salzburger Protestanten 1732/33 sind ausgestellt. Bei den Salzburger Bucheinbänden ist der spätgotische Ledereinband mit Messingbeschlägen des „Missale Salisburgense“, 1498, zu erwähnen.Auch Briefe und interessante Urkunden mit eigenhändigen Unterschriften Salzburger Erzbischöfe sind ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung. Die älteste gezeigte Pergament-Urkunde des Eberhard von Radeck datiert von 1331.
Bei den gezeigten alten Holzschnitten und Kupferstichen mit Salzburg-Ansichten sowie Landkarten aus den Jahren 1493 bis 1803 spannt sich der Bogen von der ältesten Salzburg-Ansicht, dem Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik, über Barock-Ansichten bis zu den schönen Umrissradierungen von August Franz Heinrich von Naumann und der äußerst seltenen Ansichten-Serie von Carl Schneeweis. Unter den Bildern sind zwei Ölgemälde mit Porträts einer Halleiner Bürgerfamilie aus dem 18. Jahrhundert, eine Gouache auf Pergament „Geburt Christi“ von Gregor IV. Lederwasch (um 1780), ein Aquarell von Hallein (um 1790) und ein aufwendig restauriertes Hinterglasbild „Maria Plain“ besonders hervorzuheben.
Wenn sich private Schatzkästen und Bibliothekstüren öffnen, ein Münzalbum aufgeblättert oder eine Urkunde aus einer Lade gezogen wird, so gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Daher sollen im Salzburger Barockmuseum nicht nur den Freunden der Salzburger Geschichte, sondern allen SalzburgerInnen wahre „Schätze aus Privatbesitz“ vorgestellt und für wenige Wochen gezeigt werden.

Geöffnet 6. - 27. November
Dienstag bis Samstag: 9–12 und 14–17 Uhr; Sonntag 10–13 Uhr.
 


Vorschau

Freitag, 2. Dezember 2005
Vortrag von Mag. Dr. Sabine VEITS-FALK:
Frauen in der Stadt Salzburg um 1800.
Müllnerbräu, Saal 3